Tägliche Meditationspraxis

Morgens:

Noch bevor sich die Weltlichen zu regen beginnen, erhebe dich in Achtsamkeit, wasche deinen Körper, reinige deine Schlafstelle und den Altar. Dann bringe den drei Juwelen Gaben dar und erzeuge die Motivation des altruistischen Geistes. Setze dich bequem in die Vajra-Meditationshaltung und bringe deinen Geist zur Ruhe.

Achtsamkeitsmeditation:

Lass Deinen Geist ganz ankommen und übe dich zuerst in den dir gegebenen Meditationsobjekten der Achtsamkeit.

Dann lass folgende Gedanken in dir hochsteigen und kontempliere sie:

Diese menschliche Wiedergeburt ist diesmal erlangt, mit all den Reichtümern und Freiheiten. Es ist alles zu mir gekommen wie die Sonne zur Pflanze kommt, alles kommt von anderen, mein Körper, alles, was ich erlernt habe, alles, was ich besitze und gebrauche, die Nahrung, die mich ernährt, selbst die Luft kommt ständig von wo anders her, also nicht von mir selbst. Alles, Lob, Anerkennung, Liebe, Erfolg, ...  alles kommt von anderen, ich bin in ständig abhängiger Beziehung mit anderen, ...

Das Leben ist begrenzt von Krankheit und Tod. Alle Lebewesen sind beherrscht vom Tod. Wir wissen aber nicht, wann dieser Zeitpunkt des Todes eintreffen wird, nur dass er bestimmt kommt. Der Tod vergisst auf mich bestimmt nicht. Um aus diesem restlichen, mir noch verbleibenden Leben, ein wertvolles Leben zu machen, ist es entscheidend, mir selbst und anderen nicht zu schaden. Am besten, das Leben sinnvoll gestalten und den altruistischen Geist in mir entwickeln, der Erleuchtung anstrebt zum Wohle aller Wesen, um ihnen am besten dienen zu können. Den Weg dorthin weisen mir der Buddha, das Dharma und die Sangha. Weil sie die Zuflucht sind, die von allen Leiden befreit, sind sie eine würdige Zuflucht.

Zufluchtnahme:

Von ganzem Herzen nehme ich Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha bis zur vollständigen Erleuchtung. Beim positiven Potential, das ich erzeuge durch das Praktizieren von Geben und den anderen Perfektionen, möge ich Erleuchtung erlangen zum Wohle aller fühlenden Wesen. (3x)

Die Vier Unermesslichkeiten:

Mögen alle fühlenden Wesen glücklich sein und die Ursachen des Glücks haben.
Mögen alle fühlenden Wesen frei sein von Leiden und deren Ursachen.
Mögen alle fühlenden Wesen in Gleichmut verweilen, frei von Ignoranz, Voreingenommenheit, Anziehung für die Nahen und Abneigung gegen die Fernen.
Mögen alle Wesen immer im Zustand der wahren Glückseligkeit des uneingeschränkten Friedens und der Freude der Befreiung sein, ungetrennt von den höheren Wiedergeburten.

Hommage an Buddha Shakyamuni:

Vor dem Guru, dem Begründer, dem geschmückten transzendenten Zerstörer allen Leids, dem Jenseitsgegangenen, Feindbezwinger, dem vollständig perfektionierten, voll-erwachten Wesen, dem glorreichen Sieger, dem Bezähmer vom Shakya-Klan werfe ich mich nieder, nehme ich Zuflucht und bringe Gaben dar. Bitte erteile mir deinen Segen.    (3x)

Siebengliedrige Darbringung:

Ehrfurchtsvoll verneige ich mich mit Körper, Sprache und Geist. Und bringe Unmengen von Gaben  aller Arten dar, wirkliche und geistig transformierte. Ich bekenne alle negativen Taten, die ich seit anfangloser Zeit angesammelt habe. Und erfreue mich am Guten aller gewöhnlichen und heiligen Wesen. Bitte verweile bei uns bis zum Ende von Samsara. Und dreh das Rad des Dharma für fühlende Wesen. Ich widme alles Gute, erzeugt von mir und anderen der großen Erleuchtung.

Mandala:

Diese Basis, verfeinert mit Parfums, bedeckt von Blumen, Berg Meru im Zentrum, die vier Kontinente, Sonne und Mond, visualisiert als ein Buddhaland, bringe ich es Dir dar. Mögen alle Wesen dieses reine Land genießen.

Inneres Mandala:

Die Objekte meiner Anhaftung, Abneigung und Ignoranz - Freunde, Feinde und Fremde, meinen Körper, Reichtümer und alles, was ich genieße - bringe ich Dir dar ohne jegliches Gefühl des Verlustes. Bitte akzeptiere sie mit Freuden und inspiriere mich und andere, frei zu sein von den drei Geistesgiften.

(hier folgt nun die Rezitation des "Herz-Sutra", dann "die Grundlagen aller guten Qualitäten", im Anschluss folgt der Körper der gegebenen Praxis)

Widmung:

Welche Verdienste ich und andere auch immer hier erzeugt haben mögen, mögen sie zur Ursache werden, um die Stufen auf dem Erleuchtungsweg realisieren zu können und schlussendlich vollständige Erleuchtung zu erlangen zum Wohle aller fühlenden Wesen.

Möge der Bodhichitta-Geist, der noch nicht erzeugt wurde, entstehen und wachsen und möge der bereits entstandene niemals sich verringern, sondern wachsen immerdar.

In all meinen Wiedergeburten möge die Liebe und das große Mitgefühl von Avalokiteshvara meinen Geist immer tränken und die Klarheit Manjushries ihn schmücken, damit ich immer von reinen Mahayana-Lehrern geführt werde. Möge ich niemals getrennt sein von perfekten Mahayana-Lehrern und möge ich das Dharma wieder treffen und es immer genießen.

Im Paradies der Schneeberge bist Du die Quelle alles Guten und allen Glücks, mächtiger Tenzin Gyatso Chenrezig, bitte verweile mit uns bis ans Ende von Samsara.